Die Geschichte des Männerturnvereins Lauenstein von 1896

„Gut Heil!“

Mit diesem alten Lauensteiner Turnerruf sei diese Chronik begonnen – die Geschichte eines Sportvereins, der – genau genommen – zweimal gegründet wurde.

1878 – der erste Versuch

Am 18. April 1878 und vier Tage später, am 22. April, kamen eine Reihe von Lauensteiner Männer bei dem Gastwirt Fritz Timpe im „Ratskeller“ zusammen. Wie viele es waren, wissen wir nicht; nur fünf Namen sind überliefert: J.W.Fr. Meyer, Eisert, Aug. Berger, Fr. Meyer und Ernst Ackenhausen. Anläßlich dieser beiden Zusammenkünfte – bereits als „Hauptversammlungen“ bezeichnet, wurde der „Männer-Turn-Verein“ gegründet und die „Gesetze“ (d.i. Statuten) erörtert und beschlossen. Einige Auszüge aus den 15 Paragraphen sollen einen Einblick in den inneren Aufbau des Vereins geben und die sportliche Grundeinstellung der damaligen Lauensteiner Turner beleuchten.

§ 1. Der Zweck des Vereins ist, Gelegenheit und Anleitung zu turnerischen Leibesübungen zu geben, sowie Förderung des Turnwesens überhaupt.

1884 – Umbenennung des Vereins

Über die erste Lebenszeit dieses Vereins ist nichts überliefert. Wir wissen nicht, wann, wo und was geturnt wurde. Name und Zahl der Turner sind ebensowenig bekannt.

Unbekannt ist auch, ob die Satzungen mit Leben erfüllt werden konnten. Gewisse Zweifel scheinen jedoch angebracht zu sein; denn bereits sechs Jahre später -1884 – war eine Satzungsänderung, besser: Satzungsergänzung, nötig geworden. Der Verein wurde umbenannt in „Männer Turn & Gesangverein“. Die Gründe hierzu bleiben unbekannt.

Turnen und Singen unter einem Dach! Nun, die Turner haben eh und je gesungen. Aber was könnte der Anlaß zu dieser Erweiterung des Vereins gewesen sein? Aus welchen Gründen auch immer war vermutlich der Besuch der Turnabende unregelmäßig und unzureichend. Da es damals einen Schulhof noch nicht gab, stellt sich die Frage, ob überhaupt ein Platz zum Turnen vorhanden war. Mit den sicherlich vorhandenen Geräten fand man im Winter keinen Unterschlupf. So Iiegt der Schluß nahe, daß die kalte Jahreszeit durch Singen überbrückt werden sollte. Sicherlich ist solcherart bei manchem Turner die Freude am Gesang geweckt haben, wie manche Sänger seine turnerische Begabung entdeckt haben dürfte.

Nachfolgend das Wichtigste aus dieser Nachtragssatzung in Kurzform:

§ 1. Der Name des Vereins wurde am 20 Januar 1884 geändert. und heißt jetzt: „Männer Turn & Gesangverein“.

§ 2. Der Zweck des Vereins ist, die Mitglieder durch Gesangunterricht und geeignete Vergnügen wissenschaftlich und sittlichzu bilden.

Waren fortan Turnen und Singen gleichwertige Schwerpunkte des Vereins, oder bekam das Singen ein Übergewicht? Versammlungsprotokolle aus den nächsten fünf Jahren liegen ebenfalls nicht vor. Letztlich war dieser Vereinserweiterung kein langes Leben beschieden. Es kristallisierte sich ein „Männergesangverein Lauenstein“ heraus, der am 20. April 1889 seine erste protokollierte Versammlung abhielt. Der Gesang hatte überlebt; einen Männerturnverein gab es nicht mehr.

1896 – Die Neugründung des Männerturnvereins

Der Gedanke des Turnens allerdings war im Stillen lebendig geblieben, und sieben Jahre später – am 27. März 1896 – wurde ein neuer Männerturnvereins ins Leben gerufen. Dieses Mal hatte er Bestand – doppelt hält ja bekanntlich besser!

Wie der Fußgendarm Wolff dem Königlichen Landratsamt in Hameln im angeforderten Bericht meldete, waren „die Mitglieder des Turnvereins zum größten Teil über 25 Jahre alt“, gehörten „dem Handwerkerstande“ an und seien „rechtliche Leute“. Eine namentliche Mitgliederliste ist leider nicht vorhanden. „Die Vorstandsmitglieder sind F. Breves, Sohn des Bäckers Breves, H. Loose, Buchhalter und Reisender bei A. Ackenhausen, A. Müller, Sohn des Schneiders Müller.“

1946 – Der MTV Lauenstein nach dem 2. Weltkrieg

Während der Kriegsjahre ruhte der Sportbetrieb. Die letzte Jahreshauptversammlung ist mit Datum vom 25. März 1939 im Protokollbuch verzeichnet, der nächste Eintrag stammt vom 25. Januar 1946. Nachdem bereits im Dezember 1945 einige alte Turnkameraden beschlossen hatten, den Turnbetrieb wieder aufzunehmen, wurde für den 25. Januar 1946 die erste Generalversammlung der Nachkriegszeit einberufen.

Die Teilnehmer beschlossen, den Verein unter dem alten Namen „Männerturnverein Lauenstein von 1896“ weiterzuführen.Vereinslokal blieb der Lauensteiner Hof.

Für die Instandsetzung der Geräte mußte der Beitrag erhöht werden: Erwachsene zahlten 1 DM, Jugendliche 50 Pfennig. Geplant war auch der Bau einer neuen Turnhalle.

Eine neue Tischtennisgruppe unter Leitung von Horst Lampe wurde am 1. November 1946 gegründet, die bis 1951 bestand.

1946 nahm die Leichtathletikgruppe des Vereins am „Sennhüttenfest“ in Osterwald mit gutem Erfolg teil; eine Boxsparte entstand, deren Leitung Willi Krause übernahm. Bereits im Jahr 1947 war die Zahl der Mitglieder auf 84 angewachsen.

Die Fußballer nahmen ihr Training mit dem runden Leder im Juni 1948 unter Leitung von Hans Garbemann in Lauenstein wieder auf. Vorher spielten sie in Salzhemmendorf, da der alte Lauensteiner Sportplatz noch Gartenland war. Dieses Gartenland wurde eingeebnet, der Platz entlang der Hemmendorfer Straße bespielt. Nachdem 1952 die Pachtverhältnisse geklärt waren, entstand bis 1954 der Platz in seiner heutigen Lage und Größe.

Weitere Sparten wurden ins Leben gerufen:

Bereits 1949 baute Dieter Kehrberg eine Handballsparte auf. Auf der Generalversammlung am 23. März 1952 stimmten die Mitglieder dem Antrag auf Bildung einer Skisparte zu. Erwin Dullek übernahm ihre Leitung.

1976 – Das 80-jährige Jubiläum des Vereins

Anläßlich des 80jährigen Bestehens findet in der Woche vom 14. – 20. Juni 1976 eine Sportwoche mit Trimm-Dich-Tag statt. In allen Sparten besteht ein Mangel an ehrenamtlichen Betreuer, Trainern und Spartenleitern. Im Tischtennis mußte die Mädchenmannschaft zurückgezogen werden. Trainingszeiten in der Mehrzweckhalle müssen mit anderen Vereinen geteilt werden.

Die Sparte Fußball umfaßt insgesamt 9 Mannschaften, die Erfolge der 1. Herren-Mannschaft erreichen mit der Meisterschaft in der 1. Kreisklasse 1977und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse einen Höhepunkt. Die Jugendarbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung, auch die Presse berichtet darüber. Im Sommer1978 wird eine Fußballjugendspielgemeinschaft mit Salzhemmendorf gegründet. So konnten in den einzelnen Altersklassen A, B, C, D, E, F unter der Leitung von Georg Brockmann separate Mannschaften gebildet werden. Für die jüngeren Fußballfans richtet der Verein im Sommer 1980 einen Bolzplatz mit „kleiner“ Flutlichtanlage ein.

Die gute Vereinsarbeit zeigte sich im Jahr 1978 an der Mitgliederzahl: 356 männliche und 144 weibliche Sportkameraden/Innen gehörten dem MTV an. Hauptziele der Vereinsarbeit sind die „Sicherstellung des Punktspielbetriebes, Nachwuchsschulung und allgemeine Jugendarbeit sowie Pflege der sozialen Beziehungen und Geselligkeit“ wie der 1. Vorsitzende Helmut Groß im Januar 1980 in der Jahreshauptversammlung feststellt. Am 21. August 1982 feierte der Verein zum ersten Mal sein Sommer-Sportfest mit anschließendem Zeltvergnügen, das inzwischen zur Tradition gehört.

Nach zahlreichen Arbeitseinsätzen der Mitglieder war im Herbst 1983 das Vereinsheim fertig. Der Raum dient als Mannschafts- und Jugendtreff. In der angebauten Garage findet alles Platz, was zur Pflege der gesamten Anlage nötig ist. Das Helferteam feierte das Ende der zweijährigen „Freizeitarbeit“ im Dezember mit einer kleinen Fete. Durch den Gewinn des Kreispokals am 21. Mai dieses Jahres spielte die erste Herrenmannschaft in der folgenden Saison im Bezirkspokal und erreichte die 4. Runde: Nach drei Siegen gegen Tündern, Afferde und Asel mußten sich die Kicker erst gegen Borissia 06 Hildesheim (Bezirksoberliga) mit 0:1 geschlagen geben.

Schon im Januar 1984 gab es eine weitere Verbesserung des Fußballbetriebes: Die Trainingszeiten konnten bis in die späten Abendstunden verlängert werden, da die neue Flutlichtanlge fertig gestellt war.In diesem Jahr wurden die 1. Herren Kreispokalsieger und Vizekreismeister, im Folgejahr kam es zur gleichen Plazierung in der Kreisliga und zum zweiten Platz im Kreispokal durch eine knappe 5:4 Niederlage nach Elfmeterschießen gegen Hilligsfeld.

1986 – Großes Fest zum 90-jährigen Vereinsjubiläum

Das 90jährige Vereinsjubiläum wurde vom 15. -17. August 1986 mit einem großen Kinder- und Zeltfest, Festumzug, bei dem sich alle Verein etwas Besonderes einfallen ließen, gefeiert. Der evangelische Pfarrer hielt am Sonntag seinen Gottesdienst im Zelt ab, anschließen gab es noch ein vergnügtes Katerfrühstück. Am Nachmittag wurde eine Sportschau mit nationalen Spitzensportlern (Limker Radweltmeister, Deutsche Meister im Rhönradfahren) vorgeführt. Die Organisation der Veranstaltung „lastete“ dabei besonders auf den Schultern von Hans-Georg Hein und Werner Schwarze.

1987 gab es im organisatorischen und im sportlichen Bereich wichtige Einschnitt: Der MTV erlangte Gemeinnützigkeit und die Damen brachen mit der gemeinsam mit Wallensen neu gegründeten Damenfußballmannschaft in eine Männerdomäne ein.

Mehr als 10 Jahre hatte sich der Vereinsvorstand bemüht, die schwierige Platzsituation zu ändern. Ein Sportplatz, das zeigte die rege Trainingsaktivität der Fußballmannschaften bereits in den 70er Jahren, war nicht ausreichend. Die Zahl der in den Punktspielbetrieb eingebundenen Mannschaften war groß und es gab keine Winterpause. Die Pflegemaßnahmen für den Rasen in jedem Frühjahr waren entsprechend aufwendig, Spartenleiter Holger Tietz hatte seine Mühe.